Einbau eines Vierzylinder
VW-Motors mit 827er Block im T3
Vorwort:
Ich habe diesen Umbau
erfolgreich durchgeführt und fahre einen GX mit 90 PS in meiner Doka nun schon fast 12.000 km ohne Probs.
Die Idee zu dem
Umbau wurde aus der Not heraus geboren, dass der originale 60 PS-Wasserboxer
meines ebay-Schnäppchens platt war und möglichst
schnell und so billig wie möglich Ersatz her musste.
Da ich bis dato
eigentlich nur an Golf und Polo geschraubt hatte und noch einen RP rumliegen hatte, war es nahe liegend zu versuchen diesen in
den Bus zu transplantieren, da dann wenigstens die Motortechnik kein Problem
darstellen sollte.
Stundenlange
Recherchen nach Umbautips oder gar Anleitungen im
Netz brachten leider keinen Erfolg. Auch Anfragen in diversen Bulli-Foren blieben ohne Antwort.
Nachdem mir dann
auch noch alle meine Schrauberfreunde abgeraten
hatten und den Umbau als Zeitverschwendung ansahen, hatte ich die nötige
Motivation und machte mich an die Arbeit.
Der passende Motor:
Theoretisch passt
jeder Vierzylinder-VW-Motor mit 827er-Block, also
auch die 1,8er Turbos aus TT oder A3, wie es hier allerdings mit der Auspuffanlage
(Platz für den Turbo/ Krümmer) aussieht kann ich nicht sagen. Der
im T3 serienmäßig verbaute Saug- oder Turbodiesel ist nämlich identisch mit
den im Golf 2 verbauten Dieseln und hat auch eben diesen 827er-Block. Man
kann sich also bei den Halterungen usw. größtenteils bei Serienteilen des
Diesel T3 bedienen. Mit dem von mir verbauten 90 PS-Motor lässt sich die Doka
– trotz langem 4-Gang-Getriebe - überraschend zügig bewegen und macht auch
voll beladen und mit Anhänger noch eine ganz gute Figur. Ich würde jedoch
schon aufgrund des relativ hohen Leergewichts eines Buses
und dem, mit dem eines Wandschranks vergleichbaren cw-Wert, von einem Motor
mit weniger als 90 PS abraten. Es ist auch hier wie fast immer im Leben, je
mehr desto besser!
Praktisch muss je
nach Einspritzanlage und Motor der Motorraum im Busheck angepasst, bzw.
vergrößert werden.
Da der Motor nicht
wie z.B. im Golf quer eingebaut ist und aufrecht steht, sondern längs mit einer
starken Neigung „nach hinten“ im Bus liegt, wird es von hinten gesehn auf der linken Busseite ziemlich eng.
Weiterhin scheiden
aus meiner Sicht alle Vergasermotoren wegen der Schräglage des Vergasers aus.
Möglich wäre ein Einbau nur durch eine aufwendige Umarbeitung der Ansaugbrücke
oder eine Unterdruck-Konstruktion.
Aus diesem Grund
habe ich auch den schon eingebauten RP geköpft und ihm den Kopf eines GX
aufgesetzt. Der RP hat eine Monojetronic-Einspritzung,
dabei handelt es sich um einen „Vergaser“ mit einer zentralen Einspritzdüse.
Beim GX ist eine K(E)-Jetronic verbaut. Hier hat
jeder Zylinder eine separate Einspritzdüse direkt im Kopf.
Man sollte also bei
der Wahl des Motors auf die Art der Gemischaufbereitung achten. Mit einer K(E)-Jetronic, Digifant und allen
anderen Einspritzanlagen mit separaten Düsen wird es keine Probleme geben.
Wie schon
angesprochen wird es links relativ eng, so dass für die Ansaugbrücke eine
Eindellung der Seitenwand erforderlich sein kann. Am besten würde meiner
Meinung nach ein 16V PL, KR oder 9A passen, da hier die Ansaugbrücke von vorne
an den Kopf geht.
Aber mit etwas
Gefühl und Gewalt bekommt man das auch für die 8V-Brücke passend.
Die benötigten Teile:
VW-Vierzylinder-Motor
mit 827er-Block mit:
- Einspritzanlage
- Luftfilterkasten mit
Luftmassenmesser/Mengenteiler
- Benzinpumpe
- Motorkabelbaum
- Steuergerät
- Lambdasonde (wenn original mit KAT)
- Relais
- Relaisplatte
- Lichtmaschine
- Wasserpumpe
- Zündung
vom
T3-Diesel:
- Motorträger links und rechts mit Lagern
- Kupplungsglocke
- Kupplung, Schwungscheibe und Druckplatte
- Anlasser
- Abgaskrümmer (nur Saugdiesel, nicht Turbo!)
- Abgasrohr (vom Krümmer zum Schalldämpfer)
- Schalldämpfer (geht auch der vom T3-Benziner)
- Motorhalter (die am Block verschraubt werden)
- Ölwanne mit Einfüllrohr und
„Ölpumpen-Ansaugschnorchel“
- Gaszug
- alle Kühlwasserschläuche
- Kühlwasserausgleichsbehälter
VAG-Neuteile
(nicht unbedingt erforderlich):
056 105 313 C – Nadellager(für
Kurbelwelle) ca. 8,84 €
Sonstiges:
- 70er KG-Rohrabschnitte und Bögen
- Gewindebuchse zum Aufschweißen für die
Lambdasonde
Der Umbau:
1. Basisfahrzeug
Wer als Basis einen
Diesel-Bus hat, ist um einiges besser dran als die Benziner-Fraktion. Beim
Diesel sind die benötigten Teile schon weitgehend vorhanden und auch das
Getriebe passt schon.
Wer einen Benziner
umbauen will sollte sich nach einem Diesel mit Motorschaden umschaun.
Hab mir damals auch einen kompletten, platten Diesel-Motor mit Haltern,
Getriebe und allem was ich brauchte für ein paar Euros geholt (die Leute sind
meistens froh wenn sie den Schrott los sind!)
2. Motor raus
Egal ob Diesel oder
Benziner, raus damit! Beim Benziner fliegt der hintere Träger gleich mit raus.
3. Getriebe passend
machen
Das Diesel Getriebe
passt und muss nicht verändert werden.
Man kann das
Benziner-Getriebe weiterverwenden, allerdings muss man die Kupplungsglocke
tauschen.
ACHTUNG: Nicht bei
eingebautem Getriebe ohne vorher das Getriebeöl abzulassen, sonst läuft die
ganze Soße! Also entweder Getriebe raus, hochkant hinstellen (Glocke nach oben)
und Glocke wechseln oder erst Öl ablassen/saugen. Dann geht’s auch im
eingebauten Zustand.
Weiterhin ist die
Getriebewelle des Benzinergetriebes ca. 1,5 cm zu lang. Diese Information hätte
mir sehr viel Zeit, Ärger und eine neue Ölwanne erspart! Also einfach abflexen, etwas rund machen und gut!
(geht natürlich um
Längen besser, wenn der Motor noch nicht im Heck baumelt! ;-))
4. Die Motorhalter
Sind im Diesel ja
schon drin, im Benziner sollten die Löcher an der hinteren Motorraumwand und am
Rahmen links und rechts vorhanden sein (bei mir waren alle da) also einfach die
Halter reinschrauben.
5. Die Ölpumpe/
Ölwanne
Jetzt ist der neue
Motor dran. Öl raus. Alte Ölwanne und Ölansaugstutzen ab und die entsprechenden
Teile vom Diesel-Bus dran, sonst bekommt die Pumpe wegen der Schräglage nicht
genug Öl und ein schlecht geschmierter Motor…. Angeblich ist die Ölpumpe beim
Bus stärker, da sie mir nicht mehr gefallen hat, hab ich die vom Golf drin gelassen,
bisher keine Probleme. Neue Ölwannendichtung ist meistens zu empfehlen.
Schrauben mit Gefühl oder Drehmomentschlüssel andrehen! Nach fest kommt
dauerhaft locker!!!
6. Die
Schwungscheibe/ Kupplung
Alte Kupplung
entfernen und Schwungscheibe vom Motor abschrauben. Schutzblech abschrauben. Jetzt
muß das teure VW-Nadellager in die Buchse der
Kurbelwelle eingesetzt werden. Wer zu geizig ist oder sich wie ich, Samstags
mittags von einem kurzfristig nicht zu beschaffenden Neuteil nicht am
Weiterarbeiten hindern lassen will, der baut einfach die Kurbelwelle aus dem
Diesel-Motor aus und schneidet diese mit der Flex
kurz hinter der Buchse ab. Dauert ein wenig, weil der Stahl sehr hart ist, aber
geht und man kann das Lager ganz! heraustreiben und
weitermachen.
Nun Blech und
Schwungscheibe vom Diesel-Motor anschrauben. Diesel-Kupplung einsetzen,
zentrieren (geht auch ohne VW-Werkzeug per Augenmaß, wenn ihr nicht schielt
oder besoffen seid).
7. Wasser-Ölkühler,
Wasserschläuche
Wer nicht ohnehin
einen GTI-Motor mit „Wasser-Öhlkühler“ hat, sollte
diesen von dem Diesel-Motor übernehmen, ebenso die Diesel-Spezifischen
Kühlwasserschläuche.
8. Abgaskrümmer
Der originale
Abgaskrümmer kommt weg, dafür wird der vom Diesel-Bus ohne! Turbo montiert. Ist
leider nicht der größte, aber sollte auch beim GTI noch reichen. Beim 16V passt
der sowieso nicht, sodass man hier um eine Eigenkonstruktion nicht herumkommen
wird!
9. Motorhalter
Die Motorhalter am
neuen Motor abschrauben, soweit sie nicht schon ab sind, weil sie beim Umbauen
im Weg waren und die vom Diesel-Motor anschrauben
10. Motoreinbau
Der Motor ist soweit
fertig, Lichtmaschine und Wasserpumpe bleiben original, nicht vergessen Keil-
und Zahnriemen noch mal zu kontrollieren, im Zweifel erneuern.
Ob man den Motor von
oben einbaut oder den Bus hochbockt und von unten hereinrollt und dann hochhebt
ist egal. Ein Kran ist Luxus, ein Flaschenzug reicht auch. Wichtig ist, dass
die Ansaugbrücke montiert ist. Den Motor langsam und vorsichtig auf die
Kupplungsglocke schieben. Liegt die Ansaugbrücke links an der Außenwand an,
markieren, Motor wieder raus und ordentlich Platz machen!
Jetzt sollte alles
passen. Motor jetzt mit den Trägern und der Kupplungsglocke verschrauben.
11. Wasserkreislauf
anschließen
Kühlwasserschläuche
mit den Wasserrohren zum Kühler/ Wärmetauscher verbinden,
Kühlwasserausgleichsbehälter einbauen und anschließen.
12. Abgasanlage
Wenn der
Spendermotor Lambdaregelung hat, 11er Loch in das Verbindungsrohr zwischen
Krümmer und Schalldämpfer bohren und Lambdagewindebuchse aufschweißen. Die
Sonde braucht nicht in das Rohr hineinzuragen, es reicht lang wenn sie mit der
Innenkante des Rohrs bündig ist. Wenn nötig große Mutter als Abstandshalter
zwischen Buches und Rohr schweißen.
Schalldämpfer montieren,
Abgasrohr montieren und an Krümmer und Schalldämpfer anschrauben.
13. Zündung
Die Zündspule passt an
die Stelle wo sie auch beim Boxer hing, im Diesel müssen eventuell Löcher
gebohrt werden oder eine andere Position mit Löchern oberhalb der Ansaugbrücke
auf der linken Seite wählen. Verteilerkabel anschließen
14. Benzinpumpe
Die KE-Jetronic, wie ich sie verbaut habe, hat original zwei
Pumpen, eine Vorförderpumpe im Tank und eine Hauptpumpe vor der Hinterachse (im
Golf). Die Tankpumpe hab ich weggelassen und nur die Hauptpumpe auf der rechten
Seite am Unterboden angeschraubt. Der Druck reicht vollkommen aus. Die
Bus-Benzinschläuche so umlegen, verlängern, das die Pumpe angeschlossen werden
kann.
Beim Diesel den Tank
vorher leer pumpen, wenn man dann ordentlich Super drauftankt sollte es den
restlichen Diesel mit rausspülen und kein Probleme geben.
15. Elektrik
Jetzt geht’s ans
eingemachte! Das Steuergerät hab ich zwischen Pritsche und Unterboden montiert,
weils mir da relativ geschützt sitzt. Kann aber zur
Not in einem Kasten auch irgendwo rechts angebracht werden. Ums mir etwas
einfacher zu machen, hab ich die komplette Relaisplatte ins Busheck geschraubt
und halt nur die Motorstecker eingesteckt. Wichtig ist, dass Strom und Masse
angeschlossen werden. Den vorher beschrifteten Motorkabelbaum mit Motor,
Steuergerät und Zündung verbinden und die Relais für Steuergerät
Einspritzanlage und Spritpumpe (soweit vorhanden) einsetzen.
Die Benzinpumpe
anschließen. Die originalen Buskabel für Wassertemperatur usw. mit den
entsprechenden Pins an der Relaisplatte, bzw. den Gebern verbinden.
Anlasser und Lima
Kabel wird vom Bus genommen.
Für die Anschlußbelegung im Einzelnen empfehle ich ein „So wird’s gemacht“-Buch zu dem neuen Motor, die Stromlaufpläne sind
sehr gut, damit sollte es jedem möglich sein seinen Motor anzuschließen.
16. Benzin und Luft
Jetzt braucht der
Motor noch ein gutes Gemisch damit er läuft. Vor- und Rücklauf mit den
passenden Benzinleitungen verbinden.
Den Luftfilterkasten
anpassen und montieren. Ich hab den Kasten abgeschnitten (war zu lang) und mit
dem Lötkolben passend wieder verschlossen und dabei einen Ansaugflansch von dem
Boxer-Motorkasten „angelötet“. Der Kasten sitzt bei mir auf einem Winkel am
Heckblech und ist über zwei Gummimuffen und 70er KG-Winkel mit der Ansaugbrücke
verbunden.
17. Feuer frei
Benzin (Super),
Wasser und Öl einfüllen und wenn ich nichts vergessen hab und alles richtig
angeschlossen ist, sollte er Motor jetzt laufen und dem T3 ordentlich Beine
machen!
Schlusswort:
Ich hoffe denen, die
einen solchen Umbau vorhaben mit dieser Anleitung ein wenig geholfen zu haben.
Der Fahrspaß wird auf jeden Fall gesteigert, wenn man einen 60 PS-Boxer durch
einen GX ersetzt. Meine Doka läuft laut Tacho mit
Serienbereifung bequeme 140, bergab hatte ich sie schon auf über 160 gequält,
voll beladen!
Mit einem
5-Gang-Getriebe fährt sichs bestimmt noch
harmonischer und vor allem angenehmer und leiser schnell, aber wenn man sich
mal an ein 4-Gang-Getriebe gewöhnt hat, dann passt das schon.
Und mit dem Verbrauch
bin ich auch sehr zufrieden. Um die 10-11 Liter, Langstrecke veielicht sogar darunter!
Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Fehlerlosigkeit dieser Anleitung und schließe selbstverständlich jede Art von Haftung für jegliche Schäden die im Zusammenhang mit einem Umbau nach dieser Anleitung entstehen aus.
Wenn jemand noch Fragen, Anregungen oder Verbesserungsvorschläge hat, kann er mir gern eine Mail schicken.
Sollte
diese Anleitung oder auch nur Bilder oder Fragmente daraus, jemals bei ebay
oder sonst wo gegen Geld
Alle Rechte vorbehalten, asphaltgrinder, 2004